TRASH ART___Kunstpraxis beginnt meist mit etwas Bestimmtem und Bestimmendem: mit ausgewählten Materialien und Werkzeugen. Soll mit Ton, Papier, Metall oder Pappe gearbeitet werden, geht es ums Malen mit Öl-, Acryl-, Aquarell- oder Gouachefarben – stets sind es die Materialien selbst, die vorgeben, wie mit ihnen verfahren werden kann. Ton will gründlich geklopft, geknetet, geformt und gebrannt sein. Papierarbeiten verlangen nach Schere und Klebstoff. Karton und Pappe erlauben, Teppichmesser zu nutzen und mit Schnur Verbindungen herzustellen. Ebenso sind Öl- und anderen Farben je besondere Vorgehensweisen eigen. Der Umgang mit dieser oder jener Technik lässt sich analysieren und systematisieren. Sie lässt sich üben und vermitteln. Künstlerische Ideen lernen abschätzen, worauf sie sich einlassen und womit zu rechnen ist.
Bei Trash Art ist alles anders (Trash, engl. = Abfall, Schund, Plunder). Ein Trass-Art-Künstler steht zunächst vor dem blanken Nichts. Er fragt sich: Was erscheint wem und wann als unnütz? Was davon lässt sich wo finden? Im Abfall? Im Keller oder auf dem Dachboden? Bei Freunden und Verwandten? In der näheren und weiteren Umgebung?
FELDFORSCHUNG___Der Akteur beginnt zu suchen und zu sammeln und kann nicht wissen, auf was er dabei stoßen wird. Betrachtet er Fundort und Fundmaterial wie ein Kommissar den Tatort, so stellen sich aufschlussreiche Fragen. Wer hätte es sein können, der gerade hier oder gerade dort und ausgerechnet dies oder das (verbotener Weise?) entsorgte? Oder: Wer – und aus welchen Gründen – hat wo etwas ihm unbrauchbar Erscheinendes dennoch aufbewahrt? Und was davon vermag auf ihn, dem Trash-Art-Künstler und Kunst-Kommissaren, einen Reiz auszuüben? Solche Fragen wecken die Neugier. Diese ist in der Lage, bislang übergangene Geschichten aus dem sozialen Umfeld zu vernehmen. Eine höchst interessante Feldforschung nimmt einen Anfang.
Tragen mehrere Akteure aus sehr unterschiedlichen Blickwinkeln ‚Abfall‘ zusammen, der aus verbreiteten Vorstellungen der Nützlichkeit heraus- und abgefallen ist, so wird ein buntes Getümmel entstehen. Die Folge ist: Trash-Art-Künstler müssen auf sehr unterschiedliche Werkzeugarten und Bearbeitungsformen zurückgreifen. Sie müssen flexibel und erfinderisch sein. Eine ‚transdisziplinäre Kunstpraxis‘ mit stets neuen Herausforderungen wird sich nicht umgehen lassen.
TRASH ART TO GO |
Pauline Plastik und die Pappenheimer
David Reuter, Jugendkunstschule FRI-X BERG (Hg.)
in Zusammenarbeit mit Christine Schmerse und Ulrich Puritz
Verlag: bei Schmitz, Berlin 2019
ISBN: 978-3-9820039-0-0
Softcover, 38 Seiten, 21 x 21 cm, Deutsch
mit farbigen Abbildungen und einem Begleittext von Ulrich Puritz
Schutzgebühr: € 5,00
TRASH ART TO GO. PAULINE PLASTIK UND DIE PAPPENHEIMER | Leseprobe
Bestellungen unter | Orders under:
www.bei-schmitz.de/kontakt